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Bio 3.0-Wissen No. 36: Preiswert

Ökonomie / Kostenwahrheit

Preiswert. Ob ein Preis angemessen ist oder nicht, liegt häufig im Auge des Betrachters. So wird den Schnäppchenjäger ein T-Shirt um fünf Euro sicher freuen – für die Menschen, die diese Kleidungsstücke produzieren gilt dies wohl weniger.

Auch wenn sie noch in der Minderheit sind, lehnen immer mehr Konsument/innen die mit der globalen Textilindustrie verbundenen ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und massiven Umweltbelastungen ab und kaufen Mode mit sozialem und ökologischem Anspruch.
Auch bei den Lebensmitteln hinterfragen Konsument/innen zunehmend den „Hauptsache billig“-Konsumansatz und greifen zu den oft teureren Bioprodukten. Doch wieso kosten nachhaltig produzierte Biolebensmittel mehr?

Dazu muss man vorausschicken, dass auch hier die allgemein bekannte Aussage der Nichtvergleichbarkeit von Äpfeln und Birnen gilt. Immer wieder getätigte Preisvergleiche von Bio- und Billigmarken sind nicht seriös. Und vergleicht man die Preise von Biolebensmitteln mit denen konventioneller Premium-Marken, dann fallen etwaige Preisunterschiede deutlich geringer aus.

Der Mehrpreis von Biolebensmitteln ist je nach Produktgruppe unterschiedlich hoch und manchmal überhaupt vernachlässigbar. Bedingt wird er unter anderem durch: höhere Produktionskosten durch die Anwendung arbeitsaufwändigerer Verfahren im biologischen Pflanzenbau und in der Bio-Tierhaltung, häufig geringere Erträge, Einsatz von deutlich weniger Zusatz- und Hilfsstoffen in der biologischen Lebensmittelverarbeitung und damit verbundene oft zeit- und kostenintensivere Verarbeitung zu qualitativ hochwertigen Bioprodukten, meist geringere Verarbeitungsmengen und dadurch höhere Stückkosten sowie durch die Kosten für die umfassende und lückenlose Kontrolle der Bio-Richtlinien, die sich auch im Preis von Bioprodukten wiederfinden.

Wer billig kauft, kauft teuer
Doch unabhängig davon: Nur rund 11 % der Konsumausgaben entfallen heute auf den Einkauf von Lebensmitteln. Lebensmittel sind heutzutage so billig wie noch nie – häufig auf Kosten der Umwelt, der Gesundheit und der Bäuerinnen und Bauern.
Hinzu kommt, dass die scheinbar so billigen Lebensmittel uns auch finanziell teuer zu stehen kommen. Schuld daran sind die sogenannten externen Kosten, die durch negative Auswirkungen der intensiven landwirtschaftlichen Produktion entstehen. Bei den sogenannten externen Kosten handelt es sich unter anderem um Reparaturmaßnahmen, die z. B. für die Aufbereitung von nitrat- und pestizidbelastetem Trinkwasser nötig werden und von der Gesellschaft getragen werden müssen. Es fallen aber auch monetär nur schwer messbare Faktoren darunter, wie mit dem Einsatz von Pestiziden verbundene Gesundheitskosten oder Kosten durch den Verlust von Bestäubern und der Biodiversität. Laut unterschiedlicher Berechnungsmodelle gehen die externen Kosten jährlich in Milliardenhöhe. Dabei wird das Verursacherprinzip, welches davon ausgeht, dass entstehende Kosten von demjenigen zu tragen sind, der sie verursacht, bisher – vorsichtig ausgedrückt – nicht konsequent angewendet. Das heißt, dass die mit der intensiven Lebensmittelproduktion verbundenen externen Kosten nicht von den eigentlichen Verursachern, sondern von uns allen getragen werden müssen.

Der Biolandwirtschaft wird hingegen ein gutes Zeugnis ausgestellt: Sie produziert nicht nur hochwertige Lebensmittel und trägt zum Umwelt- und Klimaschutz bei, sie senkt auch die ökologischen Folgekosten ganz deutlich. Der Biolandbau reduziert somit nicht nur die Kosten für die Gesellschaft, er erhöht als nachhaltige und zukunftsfähige Form der Nahrungsmittelproduktion gleichzeitig den gesellschaftlichen Nutzen.

Die konsequente Anwendung des Verursacherprinzips wäre jedenfalls nicht nur eine logische Konsequenz, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung Kostenwahrheit und würde auch die Konsument/innen dahingehend sensibilisieren, dass uns auf den ersten Blick billige Lebensmittel in jeder Hinsicht teuer zu stehen kommen.

 


 
Qualitativ hochwertige Biolebensmittel sind auf den ersten Blick zwar etwas teurer. Doch für die Gesellschaft bedeuten sie einen Gewinn: Die Biolandwirtschaft reduziert die ökologischen Folgekosten und damit auch die Kosten für die Gesellschaft ganz deutlich und garantiert Lebensmittel, die ihren Preis wert sind.

Download „Preis-Wert“

Quelle: Schader, C. et al. (2013): Volkswirtschaftlicher Nutzen der Bio-Landwirtschaft für Österreich. Beitrag der biologischen Landwirtschaft zur Reduktion der externen Kosten der Landwirtschaft Österreichs; BÖLW (Hrsg.) (2012): 28 Antworten zum Stand des Wissens rund um Ökolandbau und Bio-Lebensmittel; www.oekolandbau.de; www.weltagrarbericht.de


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