
Heiße Kartoffel Bio-Erdäpfelverkostung: Tasting_forum 83
Über 40 Sorten Bio-Kartoffeln zum Verkosten und Anschauen in Wien? Das kann nur eine Bio-Erdäpfelverkostung des Tasting_forums sein! In der Tat hat die 83. Verkostung der Bio-Lebensmittelverkostungsserie die heißesten Knollen im Essenz Kochstudio versammelt.

Anuschka, Königspurpur, Mayan Trixie, Trüffelkartoffel, Mecklenburger Schecke
Eigentlich war für diesen Tasting_forum-Herbst eine Paradeiservielfaltsverkostung geplant. Vom Schreibtisch aus und als Folge einer Terminumstellung hatten wir allerdings den Lauf der Jahreszeiten etwas unterschätzt. Die Bio-Paradeiservielfalt war heuer sehr gut, ist aber im Oktober leider schon aus. Folglich mussten wir einen würdigen Ersatz für die Nachtschattengewächs-Verkostung suchen. Diesen fanden wir in der Familie: Erdäpfel, das Nachtschattengewächs von unter der Erde.
Also sind die Bio-BäuerInnen Ernst und Ute Friedrich hinabgestiegen in ihr Reich des Kartoffelkellers und haben aus dem heuer geernteten Fundus von über 100 Erdäpfelsorten ausgesucht, was dem doppeldeutigen Titel „Heiße Kartoffel“ würdig und gerecht werden kann.

Anuschka, Königspurpur, Mayan Trixie, Trüffelkartoffel, Mecklenburger Schecke
Über 40 Sorten unterschiedlichster Größe, Form, Farbe, Geschmacksintensität, Speckigkeit, Mehligkeit, Glattheit, Netzigkeit, Schalendicke, Regionalität, Höhenverträglichkeit, Wasserbedürftigkeit, Krankheitsanfälligkeit, Lagerfähigkeit etc. etc. haben sie zum Tasting_forum 83 mitgebracht. Weil bei einer Erdäpfelvielfaltsverkostung „schon ein bisschen Vielfalt“ erlebbar werden muss!

Mecklenburger Schecke, Trüffelkartoffel, Mayan Trixie, Königspurpur, Anuschka
Also wurde dampfgegart, frittiert, (mit Bio-Milch) püriert, auf einem „Kartoffelbaum“ ausgestellt und viel erzählt:

Ute Friedrich, Bona terra

Ernst Friedrich, Bona terra

Püree, Afra, Colomba, Blauer Schwede, Arran Victory
Woher die einzelnen Sorten bezogen werden? Wie man sie anbaut? Welcher Boden am besten geeignet ist? Wie es sich mit dem selber Vermehren verhält? Wie viel Wasser die unterschiedlichen Sorten brauchen? Wie man die in einer Reihe angebauten Sorten auseinanderhält? Wie man überhaupt bei der Sortenvielfalt den Überblick bewahrt? Und wie reich man mit Kartoffelvielfalt (nicht) werden kann? Dazu wurden die einzelnen Verkostungssorten sensorisch einer harten Prüfung unterzogen, dass es eine helle Freude war.
Um dem Ruf der verschlungenen Tasting_forums-Verkostungspfade gerecht zu werden, folgten auf den „essbaren knolligen Nachtschatten“ zwei Vertreter der Windengewächse (Ipomoea batatas). Die Erkenntnis? Richtig im Wärmekeller gereifte Süßkartoffeln schemecken auch roh ganz vorzüglich – einer der vielen beglückenden Überraschungsmomente des Abends.

Beauregard (Süßkartoffel), Evangelina geschält (Süßkartoffel), Thomas Labuda
Den Abschluss mimten zwei Erdäpfel-Gebrannte. Der eine „blitzsauber aber vodkawunschgemäß mit dem Geschmack nach Nichts“, der andere aus einer Vielzahl an Erdäpfelsortenraritäten destilliert, mit einer „deutlichen erotischen Schwungmasse“, Bio-Barock sozusagen.
Steinreich sind manche der Kartoffeläcker der Bio-BäuerInnen, steinreich mit neuem Bio-Wissen beladen entschwanden aber auch die VerkosterInnen verzückt in die Wiener Nacht.
Die Verkostung war großartig wie vielfältig. Nun teilen wir die wunderschönen Erinnerungen:
Bei der Bio-Erdäpfelverkostung gab es Folgendes zu bestaunen:
Die Gedämpften:
- Anuschka: für Fam. Friedrich die „Standard-Vergleichssorte“, vorwiegend festkochend, zarte Schale, harmonischer Geschmack
- Königspurpur: sehr dunkelrotes Fruchtfleisch, leicht mehlig, schöne Form, sehr ansprechender Geschmack
- Mayan Trixie: von der Art Solanum phureja aus den Anden, mehlig schnellkochend, gelbe Schale mit blauen Augen, gelbes Fleisch, aromenreich
- Trüffelkartoffel (Vittelotte): alte Ursorte (aus Peru?), dunkelrot-violettes Fruchtfleisch, leicht mehlig, geschmacksintensiv, ertragsschwach
- Mecklenburger Schecke: Schale mit blau-gelben Schecken an den Augen, fellgelbes Fleischmit blauer Maserung, geschmacksintensiv nach Maroni
Die Frittierten/Chips
- Agria: ertragsstarke Standardsorte für Chips und Pommes frites, alte Sorte, festkochend über leicht mehlig bis mehlig, gelbfleischig, intensiver Kartoffelgeschmack
- Trüffelkartoffel (Vittelotte): alte Ursorte (aus Peru?), dunkelrot-violettes Fruchtfleisch, leicht mehlig, geschmacksintensiv, ertragsschwach
- King Penta: intensiv rosa Fruchtfleisch
- Flotte Lotte/Violet Queen: tiefblaues Fruchtfleisch mit leichter Maserung, dunkelviolette meist genetzte Schale, kochstabile Farbe, festkochend
Die Pürierten
- Afra: gelbfleischig, mehlig, sehr gut im Geschmack, ideal für Kartoffelpüree und Knödel, eher spätreif, gut auch bei heißen und trockenen Jahren
- Colomba: feincremig, sehr saftig, aromatisch, vorwiegend festkochend und dennoch bestens püreetauglich
- Arran Victory: weißfleischig und mehlig kochend, helle violette Schale, Wiederentdeckung einer früheren schottischen Hauptsorte
- Blauer Schwede: mehlig kochend, blau-marmoriertes Fruchtfleisch, das auch beim Kochen die Farbe behält, (vermutlich) alte südamerikanische Sorte, höhenverträglich
Die Rohen (Süßkartoffeln)
- Beauregard: bekannteste Süßkartoffelsorte in Europa, orangefleischig, ertragsstark
- Evangelina: orangerote Sorte mit schönen, roten Triebspitzen und hohem Zuckergehalt, ertragreich mit großen Knollen
Die Gebrannten
- Norderd pure potato vodka: destilliert aus Lady Balfour
- Vodkart Premium pure rare potato vodka, Bio-Erdäpfelvielfaltsvodka
Die Ausgestellten
- Naglerner Kipfler, Kefermarkter Zuchtstamm, Kefermarkter Blaue, Red Salad Potato, Cherie, Hörnla, Laura, Blue Danube, Roter Riese, Sieglinde, Andenkartoffel, Mandelkartoffel (Puikula), Rote Emma, Spargelkartoffel, Edzell Blue, Miss Blush, Kalber Rotstange, Double Fun, Smily, Pink Panther, Glorietta, Ballwitzer Rotwalze, Blue Star, Harlekin
Thema: Heiße Kartoffel – Bio-Erdäpfelverkostung, #biodreinull Tasting_forum 83
Termin: Dienstag, 16. Oktober 2018; 18.30 Uhr
Ort: Essenz Kochstudio, 1060 Wien
Impuls und Expertise: Ute und Ernst Friedrich (Bonaterra), Thomas Labuda (Erla-Exoten und FiBL), Jürgen Schmücking (Wort.Bild.Bio), Elisabeth Klingbacher (FiBL) und Reinhard Geßl (Freiland Verband)
Die Bio-Lebensmittelverkostungsserie „Tasting_forum“ wird im Rahmen des Projekts „Bio 3.0 – Neue Wege zu mehr Bio“ mit Mitteln von Bund, Ländern und Europäischer Union finanziell unterstützt. Gemäß den Fördervorgaben dürfen wir keine einzelbetriebliche Werbung machen. Wenn Sie ein persönliches Interesse an den Details dieses Verkostungsflights haben, schicken wir Ihnen diese gerne per Mail zu. Bitte an: office(at)freiland.or.at
Medienkooperationspartner: Biorama
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