
Bio 3.0-Wissen No. 34: Alles fließt – Landwirtschaftliche Resilienz
Ökonomie/Resilienz
Resilienz. Leben ist Veränderung. Das gilt für uns alle – im Beruflichen und Privaten. Mal mehr, mal weniger. Wir alle gehen mit Veränderungen unterschiedlich um und kommen auch nicht immer gleich gut damit zurecht.
Resilienz ist der Begriff, der definiert, wie wir bzw. ganze Systeme auf Veränderungen reagieren. Man hat den Eindruck, das Wort wäre eine Erfindung unserer Zeit, doch geht seine Herkunft viel weiter zurück. Schon die Römer sprachen von „resilio“ als der Kunst, Gefahren an sich abprallen zu lassen bzw. flexibel darauf zu reagieren. Heute versteht man unter Resilienz ganz allgemein die Fähigkeit eines Systems mit Veränderungen umzugehen und sich trotz widriger Umstände positiv zu entwickeln.
Der Rahmen, in dem heute Entscheidungen getroffen, Probleme gelöst und Systeme gestaltet werden, ist von einem hohen Maß an Komplexität und vielfach auch Unsicherheit gekennzeichnet. In Zeiten, in denen sich das Umfeld rasch ändert, ist Resilienz eine wichtige Eigenschaft: Bestand hat nur, was sich weiterentwickeln kann. Das gilt auch für landwirtschaftliche Betriebe: ein resilienter landwirtschaftlicher Betrieb oder eine resiliente Region weisen daher folgende Eigenschaften auf: Standhaftigkeit, Anpassungsfähigkeit und Wandlungsfähigkeit.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität für Bodenkultur stellten sich Wissenschaftler/innen die Frage, ob und wie die biologische Wirtschaftsweise die Resilienz von landwirtschaftlichen Betrieben stärkt. Außerdem gingen sie der Frage nach, welche Strategien Landwirt/innen entwickeln, um mit Krisen, Widerständen und unvorhersehbaren Ereignissen umzugehen bzw. wie sie experimentieren und innovative Ideen umsetzen.
Die dafür durchgeführten Interviews zeigten, dass die Landwirt/innen bewusst mit Veränderung und Wandel umgehen und dass Stillstand, unabhängig von der Wirtschaftsweise, Gefahren birgt. Anpassung, Neuorientierung, Diversifizierung oder Spezialisierung sind daher für alle Betriebe wichtige Themen. Die Analyse der Interviews zeigt auch, dass die biologische Wirtschaftsweise alleine nicht ausschlaggebend für Resilienz ist und dass es unabhängig von der Bewirtschaftungsweise eine Vielfalt an Einstellungen, Motiven und Handlungsweisen gibt.
Es zeigt sich jedoch, dass die biologische Landwirtschaft grundsätzlich ein (Werte-)Gerüst bietet, das die betriebliche Resilienz begünstigt: dazu gehören möglichst geschlossene Betriebskreisläufe, das Streben nach Diversität und Produktvielfalt (z.B. in der Direktvermarktung), Innovationsfreudigkeit und Gestaltungsfreiraum, ein offener Austausch in der Gemeinschaft über Arbeitskreise und verschiedene Netzwerke sowie die Wertschätzung durch die Gesellschaft.
Die biologische Landwirtschaft definiert sich nicht nur als Produktionsmethode, sondern auch als Lebensphilosophie. Sie verfolgt damit einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem nicht nur einem Faktor – z.B. der Wirtschaftlichkeit – eine besondere Bedeutung zukommt, sondern bei dem es um die Komplexität der Zusammenhänge geht. Biobäuerinnen und Biobauern haben daher auch meist einen ganzheitlichen Zugang zur Lebensmittelproduktion der auf Kreislauf- und Systemdenken basiert.
Wesentliche Voraussetzung für eine resiliente biologische Landwirtschaft ist, dass diese Bio-Werte auch weiterhin gelebt werden.
Die Grundprinzipien des Biolandbaus haben eine hohe Übereinstimmung mit den Kriterien der Resilienz. Dazu gehören: Standhaftigkeit, Anpassungsfähigkeit und Wandlungsfähigkeit.
Quelle: Strauss, A., Darnhofer, I. (2015): Leistet die biologische Landwirtschaft einen Beitrag zur Resilienz landwirtschaftlicher Familienbetriebe? 13. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau; Christine Hubenthal (2012): Einfach mal anfangen. Resilienz am Beispiel einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Oekom Verlag;
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