
Bio 3.0-Wissen No. 30: Maja und die wilden Schwestern – Bienen
Biodiversität / Nützlinge – Bienen
Bienen. Wenn man mit offenen Augen durch die Straßen geht, sieht man sie: auf vielen öffentlichen Gebäuden unterschiedlichster europäischer Großstädte stehen mittlerweile Bienenstöcke. Auch immer mehr urbane Privatpersonen sympathisieren mit der Imkerei. Aber ist diese Entwicklung nur ein Trend, der wieder verschwindet, oder bieten unsere Städte den Bienen auch langfristig interessante Perspektiven?
Vielleicht überraschend, aber vom abwechslungsreichen Blütenangebot im urbanen Raum kann so manche Landbiene in Regionen mit intensiver Landwirtschaft nur träumen. In Parkanlagen, Alleen, auf verwilderten Grundstücken, Verkehrsinseln oder in Balkonkisten finden die Stadtbienen vom Frühjahr bis in den November hinein ein vielfältiges Blütenangebot. Da diese wärmeliebende Tiere sind, kommt ihnen das wärmere Mikroklima der Stadt ebenso zugute wie die Tatsache, dass im urbanen Raum deutlich weniger Pestizide eingesetzt werden als in landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen.
Bienen bevölkern die Erde schon mindestens 80 Millionen Jahre und wurden in alten Kulturen als heilige Tiere verehrt. Heute gilt die Biene nach Rind und Schwein als drittwichtigstes Nutztier. Völlig zu Recht, denn neben der Honigproduktion trägt sie aufgrund ihrer Bestäubungsleistung weltweit zur Ernährungssicherung der Menschheit bei. Rund 80 der 100 wichtigsten Kulturpflanzen und die meisten Wildpflanzen werden von Insekten – insbesondere von Hautflüglern wie (Wild-)Bienen – bestäubt. Bei aller Honigbienen-Sympathie gilt es daher deren wilde Verwandten nicht zu vergessen. Rund 700 verschiedene Arten gibt es allein in Österreich – weltweit sind es bis zu 30.000. Wildbienen sind häufig sehr wählerisch, viele sind auf den Pollen einer einzigen Pflanzenart angewiesen. Umso wichtiger ist ein artenreiches Blühangebot. Und auch was die Nistplätze betrifft gibt es „Spezialistinnen“. Der Name der Kuckucksbiene ist hingegen Programm: sie legt ihre Eier einfach in die Nester einer anderen Bienenart.
Unabhängig von ihrer Lebensweise besitzen Wildbienen für viele Ökosysteme eine Schlüsselfunktion und gehören zu den wichtigsten Bestäubern in der Natur. Dennoch haben die Hautflügler keine starke Lobby und sind in ihrem Bestand bedroht. Monokulturen, Pestizide, der Verlust ihres Lebensraums sowie der Klimawandel sind nur einige der Faktoren, die den Bienen zusetzen. Die Ursachen sind zwar vielfältig, der direkte Zusammenhang zwischen Bienensterben und Pestizideinsatz wird aber von zahlreichen Studien bestätigt. Bereits geringe Dosen können bei Bienen zu Koordinationsverlust, Flügellähmung bis hin zum Tod führen. Die Gifte schwächen auch die Immunabwehr der Tiere und machen sie anfälliger für Krankheiten und Parasiten, wie die Varroamilbe.
Bienen fliegen auf Bio
Der biologischen Landwirtschaft wird erfreulicherweise ein gutes Zeugnis ausgestellt: Abwechslungsreiche Fruchtfolgen und der Verzicht auf Pestizide tragen aktiv zum Schutz der Bienen und anderer Nützlinge bei. Zusätzlich bemühen sich immer mehr Landwirt/innen den Bienen durch die Anlage von Blühstreifen und Hecken vielfältige Pollenfutterpflanzen sowie ausreichend Rückzugs- und Nistmöglichkeiten zu bieten. Die Arten- und Individuenzahl der Bienen ist bei Bio-Bewirtschaftung bis zu siebenmal höher als auf konventionellen Vergleichsflächen. Mit zunehmendem Anteil der Bioflächen steigen aber auch die Populationen der (Wild-)Bienen und Hummeln auf den umliegenden Ackerflächen stark an. Der biologische Ackerbau verbessert dadurch auch die Bestäubung von Blütenpflanzen in der Umgebung.
Um die Situation der Bienen noch weiter zu verbessern, bemühen sich Biolandwirt/innen das Pollenangebot in den Blühstreifen noch vielfältiger zu gestalten, den Anteil der Blühstreifen-Flächen zu erhöhen und diese besser in der Agrarlandschaft zu „verteilen“.
Trotz angespannter Lage bleibt daher zu hoffen, dass Bienen, unter anderem durch das Engagement zahlreicher Biolandwirt/innen und Imker/innen, genügend Rückenwind bekommen, um in den kommenden Saisonen neu durchstarten zu können. Es wäre auch erfreulich, wenn Bienen in Zukunft noch stärker in Ballungszentren vertreten wären und so zur Erhöhung der urbanen Biodiversität beitragen könnten – das Zeug zu Städterinnen scheinen sie ja durchaus zu haben.
Bienen sind weit mehr als Honigproduzentinnen: Sie zählen zu den wichtigsten Bestäuberinnen zahlreicher Kultur- und Wildpflanzen. Ihre Arbeit bildet eine wesentliche Voraussetzung für zufriedenstellende Ernteerträge und eine globale Ernährungssicherung.
Die jährliche Bestäubungsleistung der Insekten wird weltweit mit zumindest 150 Milliarden Euro beziffert.
Die biologische Landwirtschaft trägt aktiv zum Schutz der Bienen und anderer Nützlinge bei: Organische Düngung, vielfältige Fruchtfolgen, schonende Bodenbearbeitung, der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und ein höherer Anteil an naturnahen Flächen wirken sich positiv auf die biologische Vielfalt und das Wohlbefinden der Bienen aus.
Download „Maja und die wilden Schwestern“
Quelle: LFI (Hrsg.) (2015): Blühstreifen und Wildbienen – gut für Natur und Landwirtschaft; Greenpeace (2014): Plan Bee – Leben ohne Pestizide. Auf dem Weg in Richtung ökologische Landwirtschaft. Greenpeace Deutschland; Unep-Bericht (2010): Global Honey Bee Colony Disorders and Other Threats to Insect Pollinators; Mandl, S. (2011): Bestäubungshandbuch; Greenpeace (Hrsg.) (2013): Bye bye Biene? Das Bienensterben und die Risiken für die Landwirtschaft in Europa. Greenpeace Hamburg; Pfiffner, L.; Balmer, O. (2009): Faktenblatt: Biolandbau und Biodiversität. FiBL
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