
Bio- Wissen No. 26: Der Schwamm-Effekt – Wasserspeicher Bio-Boden
Wasser / Bodenwasser
Wasserspeicher Bio-Boden – Zahl und Intensität von Unwettern haben in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Es gab eigentlich kaum einen Sommer, in dem nicht von Überschwemmungen, Hagelunwettern oder Murenabgängen berichtet wurde.
Umso wichtiger erscheint ein vorsorgender Hochwasserschutz. Dabei müssen es gar nicht unbedingt technisch aufwändige Einrichtungen sein, kostengünstiger und sinnvoller wäre es, auch das Wasserspeicherpotential unserer Böden zu nutzen bzw. wieder zu verbessern.
Humusreiche Böden sind ein wesentliches Element im Wasserhaushalt. Sie können Regenwasser rasch aufnehmen, große Mengen davon speichern, die Grundwasserneubildung sicherstellen und das Erosionsrisiko reduzieren. Topographie und Bodenstruktur spielen eine Rolle, aber auch Landnutzungs- und Bodenbewirtschaftungssystem beeinflussen die Versickerung und Speicherung von Wasser. Auf landwirtschaftlichen Flächen sind unter anderem der Einsatz schwerer Maschinen, vereinfachte Fruchtfolgen oder der Einsatz mineralischer Düngemittel und Pestizide für Verschlämmung und Verdichtung des Bodens verantwortlich.
Die verminderte Infiltration und Wasserspeicherfähigkeit landwirtschaftlich intensiv genutzter Böden können bei ungünstigen Witterungsverhältnissen zu verstärktem Oberflächenabfluss und damit stärkerer Bodenerosion und lokalen Überschwemmungen führen. Mit dem Klimawandel wird die Hochwassergefährdung künftig wohl noch weiter zunehmen. Der Landwirtschaft kommt daher eine besondere Bedeutung für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt und damit auch einen vorbeugenden Hochwasserschutz zu.
Wasserspeicher Bio-Boden
Zahlreiche Untersuchungen, wie auch eine aktuelle Studie des deutschen Umweltbundesamtes, kommen zu dem Schluss, dass eine Ausdehnung der biologischen Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Wasserspeicherung in Ackerböden und damit zum vorbeugenden Hochwasserschutz leisten kann.
Bio-Böden können nämlich aufgrund ihrer Strukturbeschaffenheit und des hohen Humusanteils deutlich mehr Wasser aufnehmen und speichern als intensiv genutzte Flächen. Durch das stabile Krümelgefüge biologischer Böden wird Wasser schnell in tiefere Bodenschichten transportiert. Mitverantwortlich dafür sind auch die in Bio-Böden zahlreich vorhandenen Regenwürmer. Sie sind die Klassiker unter den Bodentieren und sorgen als „Architekten des Bodens“ mit dem Bau ihrer Röhren unter anderem für eine gute Lockerung, Durchlüftung und Wasserspeicherfähigkeit sowie dafür, dass große Wassermengen aufgenommen werden können und gleichmäßig versickern.
Aufgrund der guten Struktur saugt ein Bio-Boden selbst starke Platzregen auf wie ein Schwamm. Die biologische Landwirtschaft leistet dadurch einen wichtigen Beitrag, die Intensität und Folgen von Hochwässern zu verringern. Die flächenmäßige Ausdehnung des Biolandbaus ist somit gleich- bedeutend mit aktivem Hochwasserschutz.
In vielen Regionen der Welt stellen nicht so sehr Überschwemmungen, sondern der zunehmende Wassermangel und ungewöhnlich lange Trockenperioden ein Problem dar. So finden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die in den Ländern des Südens rund zwei Drittel der Lebensmittel produzieren, immer schwieriger Zugang zu sicher verfügbaren Wasserressourcen. Die Weltbank hat daher die „2030 Water Resources Group“ ins Leben gerufen – ein Beratungsgremium, das eine strategische Wasserpolitik in Entwicklungsländern und „more crop per drop“, also „mehr Ertrag pro Tropfen“ fordert. Das klingt löblich, birgt allerdings die Gefahr, die vielfältige, kleinbäuerliche Nahrungsmittelproduktion zu benachteiligen. Denn die quantitative Messung der Wassermenge pro Einheit „Output“ gibt zwar vor, die Effizienz zu bewerten, ignoriert aber den damit oft verbundenen negativen Einfluss von Pestiziden und Düngemitteln auf das Wasser. Werden deren Auswirkungen berücksichtigt, schneiden agrarökologische Bewirtschaftungsweisen wie der Biolandbau hinsichtlich der effizienten und nachhaltigen Nutzung von Wasserreserven wesentlich besser ab.
Durch das bessere Wasserspeicherpotenzial sind humusreiche Bio-Böden für mögliche negative Auswirkungen des Klimawandels gut gerüstet: Sie minimieren nicht nur Auswirkungen intensiver Niederschläge und reduzieren das Hochwasser- und Erosionsrisiko, sondern helfen auch lange Trockenphasen besser zu überstehen.
Quelle: Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt (KBU) (Hrsg.) (2016): Böden als Wasserspeicher Erhöhung und Sicherung der Infiltrationsleistung von Böden als ein Beitrag des Bodenschutzes zum vorbeugenden Hochwasserschutz; Rainer Weißhaidinger, et al. (2012): Beitrag des Biolandbaus zu einem nachhaltigen Boden- und Gewässerschutz. Umweltökologisches Symposium, Raumberg-Gumpenstein; Rose, L. et al. (2012): Effects of fertilization and cutting frequency on the water balance of a temperate grassland. Ecohydrology 5: Doi: 10.1002/eco.201; Hartmann K. (2009): Vergleichende Untersuchungen der Infiltrationseigenschaften von konventionell und ökologisch bewirtschafteten Böden. Julius Kühn Institut.
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