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Bio 3.0-Wissen No. 22: Wer im Treibhaus sitzt – Treibhauseffekt

Klima / Landwirtschaft allgemein

Treibhauseffekt. Die Stimmung war gedrückt am Klimagipfel in Marrakesch. Schuld daran war der Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahl. Auf dem Pariser Klimaschutzabkommen hatten sich 195 Staaten auf das Ziel geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Im darauf folgenden Gipfel in Marrakesch beschlossen die Delegierten zwar einen Fahrplan zur Umsetzung der Pariser Klimaschutzziele, befürchten nun aber, dass der aktuelle amerikanische Präsident diese Pläne durchkreuzt.

Auch wenn es immer noch einige Unbelehrbare gibt, sind sich Wissenschaftswelt und Weltklimarat einig: Der globale Klimawandel ist nicht mehr zu leugnen.

Neben dem natürlichen Treibhauseffekt, ohne den auf der Erde Temperaturen von –18°C herrschen würden, tritt seit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert der menschlich verursachte (anthropogene) Treibhauseffekt. Er ist vor allem auf den rapiden Anstieg der Emissionen von Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) in der Atmosphäre zurückzuführen. Die unterschiedliche Klimawirksamkeit jedes Treibhausgases wird durch seine spezifischen chemischen Eigenschaften wie die molekulare Struktur oder die Verweildauer in der Atmosphäre bestimmt. Um ihre Auswirkungen auf das Klima vergleichen zu können, werden Treibhausgasemissionen in sogenannten CO2-Äquivalenten (CO2eq) angegeben. Basis dafür bildet die Klimawirkung von Kohlendioxid (1 CO2eq). Für einen Betrachtungszeitraum von 100 Jahren beträgt der Klimawirksamkeitsfaktor von Methan 25 CO2eq, der von Lachgas 298 CO2eq. Methan wirkt sich also 25mal stärker auf das Klima aus als CO2, Lachgas sogar 298mal stärker.

Bio lüftet das Treibhaus
Neben Industrie und Verkehr sind auch Lebensmittelproduktion und Ernährung wesentlich am Klimawandel beteiligt. Bis zu 30 % der Treibhausgasemissionen werden in industrialisierten Ländern diesen beiden Sektoren zugeschrieben.
Der Anteil der Ernährung an den gesamten Treibhausgasemissionen ist stark von unserem individuellen Essverhalten abhängig. Vor allem tierische Produkte wie Fleisch, aber auch Käse, verursachen sehr hohe Emissionen, ebenso wie nicht saisonales Gemüse, das aus beheizten Glashäusern stammt.
Die Klimabilanz eines Lebensmittels erfasst eben diese Auswirkungen auf das Klima und erhebt sämtliche Treibhausgase, die durch Landwirtschaft, Verarbeitung, Verpackung, Transport, Kühlung, Lagerung usw. entstehen.
Während der Transport unserer Lebensmittel vom Feld bzw. Stall bis in den Handel durchschnittlich „nur“ 5 bis 10 % der durch die Lebensmittelproduktion entstehenden Treibhausgasemissionen verursacht, entsteht der Großteil der ernährungsbedingten Emissionen bei der landwirtschaftlichen Produktion. Intensive Tierhaltung, Produktion und Einsatz schnelllöslicher mineralischer Stickstoffdünger sowie Landnutzungsänderungen – also die Umwandlung von Grünland oder tropischen Waldflächen in Ackerland, um z. B. Futtermittel wie Soja anzubauen – sorgen für hohe Treibhausgasemissionen. Allein die Herstellung der 125 Millionen Tonnen Stickstoffdünger,
die weltweit pro Jahr erzeugt werden, setzt 800 Millionen Tonnen CO2 frei.
Besonders in diesem Bereich beweist die biologische Landwirtschaft ihr Potential: Der Verzicht auf schnelllösliche mineralische Stickstoffdünger, die Bindung von Kohlenstoff im Boden durch Humusaufbau, flächengebundene Tierhaltung, der geringe Einsatz von Kraftfuttermitteln sowie der effiziente und sparsame Umgang mit nicht erneuerbaren Ressourcen – all diese Faktoren tragen zur guten Klimabilanz des Biolandbaus bei.

Doch nicht nur das, die Biolandwirtschaft punktet auch mit ihrem großen Anpassungspotential an den Klimawandel: Die Wasserspeicherkapazität humusreicher, fruchtbarer Bio-Böden schützt vor den negativen Auswirkungen intensiver Niederschläge und hilft andererseits, Trockenphasen besser zu überstehen. Das zeigt sich besonders in den von Wetterextremen bereits stark betroffenen Ländern des Südens.
Also Gründe genug, die Lösungskompetenz der biologischen Landwirtschaft auch in der aktuellen Klimadebatte verstärkt zu berücksichtigen.

Der Großteil der ernährungsbedingten Emissionen entsteht bei der landwirtschaftlichen Produktion. Besonders in diesem Bereich beweist die biologische Landwirtschaft ihr Potential und leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz.

Download „Wer im Treibhaus sitzt“

Quellen: FiBL (Hrsg.) (2013): Klimaschutz auf Biobetrieben. FiBL Merkblatt; Jungbluth, N. et al. (2012): Umweltbelastungen des privaten Konsums und Reduktionspotenziale. ESU Schlussbericht; Noleppa, S. (2012): Klimawandel auf dem Teller. WWF Deutschland; Niggli, U. et al. (2009): Low Greenhouse Gas Agriculture: Mitigation and Adaptation Potential of Sustainable Farming Systems. FAO; IPCC (2007): Climate Change 2007. IPCC Fourth Assessment Report. The Physical Science Basis.

 


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