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Bio 3.0-Wissen No. 21: Fleischlos glücklich? Fast immer vegetarisch!

Tiere / Fleischkonsum

Vegetarisch oder vegan lebende Menschen nehmen mitunter für sich in Anspruch, bessere Menschen zu sein: sie seien die konsequenten Tierschützer/innen und hätten mit dem Tierleid dieser Welt nichts zu tun.

Betrachtet man Umweltfolgen durch die rasante Entwicklung des weltweiten Fleischhungers, dann spricht auf den ersten Blick einiges für einen radikalen Fleischverzicht. Es gibt aber auch eine andere Alternative: die Bio-Landwirtschaft bietet ein überzeugendes, global umsetzbares Konzept, in dem die ökologisch-artgemäße Tierhaltung ein integraler Bestandteil ist.

Dass die globale Fleischindustrie nicht besonders nachhaltig und tiergerecht ist, werden nicht nur Vegetarier/innen und Veganer/innen unterschreiben: Stündlich werden weltweit sechs Millionen Tiere geschlachtet. In den vergangenen 50 Jahren hat sich die globale Fleischproduktion von 78 auf 320 Millionen Tonnen pro Jahr gut vervierfacht. Mehr als ein Drittel des angebauten Getreides wandert mittlerweile in Tiermägen. Ganz abgesehen von den damit unvermeidbaren Auswirkungen auf das Weltklima, das Wasser und die Biodiversität gehen mit dieser „Veredelung“ vor allem Kalorien verloren. Vier bis zehn Pflanzenkalorien werden gebraucht, um eine tierische Kalorie zu erzeugen. Würde das Getreide direkt gegessen werden, könnte damit der Jahreskalorienbedarf von rund 3,5 Milliarden Menschen gedeckt werden. Fleisch, Milch und Eier auf Basis von Getreide und Ölsaaten vom Acker herzustellen, führt also eher früher als später in eine Sackgasse.

Ganz anders schaut die Rechnung bei der Nutzung von extensivem Grasland aus. Zwei Drittel der weltweiten Agrarflächen sind Weideland. Der Großteil davon liegt in Trockengebieten, die kaum eine andere landwirtschaftliche Nutzung erlauben. Deren Aufwuchs ist vom Menschen nicht direkt verwertbar. Von Wiederkäuern beweidet bringen diese Flächen hingegen Fleisch und Milch und erhöhen das Lebensmittelangebot, liefern aber auch Dünger und tragen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bei. Diese Art der Tierhaltung ist weltweit seit Jahrtausenden traditioneller Bestandteil der Landwirtschaft.

Teil des Kreislaufs – vegetarisch fast immer
Unter der Prämisse, dass der Mensch ein Teil des Kreislaufs von Boden, Pflanzen und Tieren ist und Synergien zwischen Pflanzen und Tieren genutzt werden, spricht grundsätzlich nichts gegen eine gegenseitige Nutzung. Diese muss allerdings getragen sein von Fairness und Wertschätzung. Die nachhaltige Nutzung von Boden, Pflanzen und Tieren durch den Menschen sollte also an folgende Bedingungen geknüpft sein: Erhalt und Aufbau von Bodenfruchtbarkeit, bodenschonender Anbau standortangepasster Pflanzen, artgemäße Haltung und Fütterung der Tiere, eine gute persönliche Mensch-Tierbeziehung und eine stressfreie Schlachtung.

All dies findet sich in den Grundprinzipien der biologischen Landwirtschaft. Die Bio-Richtlinien sorgen dafür, dass Bio-Tierhaltung industriell und in Massen nicht möglich ist. Der damit verbundene Mehraufwand bedeutet allerdings, dass Bio-Fleisch deutlich teurer ist und dass das bei vielen Konsument/innen zur Gewohnheit gewordene tägliche Schnitzel in Bioqualität kaum leistbar ist. Das heißt aber auch, dass die Bio-Landwirtschaft die derzeit benötigten Fleischberge nicht produzieren kann.
Mit der Renaissance des Sonntagsbratens wäre eine nachhaltige Fleischproduktion allerdings möglich, Nutztiere könnten weiterhin Gras und für den Menschen sonst nicht nutzbare Nebenprodukte „veredeln“ und wir würden unseren Menüplan zwar mit weniger Fleisch, dafür aus artgemäßer Haltung, veredeln. Die Option vegetarisch oder vegan zu leben bleibt natürlich weiterhin bestehen.

Würden wir unseren Fleischkonsum reduzieren und beim Einkauf verstärkt auf Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft achten, könnten wir die Umwelt ganz wesentlich entlasten. Die Produktion von Bio-Fleisch bietet durch einen geringeren Einsatz von Kraftfuttermitteln, den Verzicht auf mineralische Düngemittel und Pestizide sowie durch flächengebundene Tierhaltung eine umwelt- und klimaschonende Perspektive – artgemäße Tierhaltung inklusive.

Download „Fleischlos glücklich?“

Quelle: FAO (2016): Food Outlook – Biannual Report on Global Food; BMEL (Hrsg.) (2015): Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung; Heinrich Böll Stiftung, Bund, Le Monde diplomatique (Hrsg.): Fleischatlas 2014. Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel; www.fao.org, www.weltagrarbericht.de


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