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Bio 3.0-Wissen No. 19: Das richtige Maß – Tiergerechtheit

Tiere / Tierwohl Messung

Das richtige Maß. Wenn etwas die Bio-Landwirtschaft seit Jahren begleitet, dann sind es Diskussionen rund um die Tierhaltung. Manche Vorgaben sind den Bäuerinnen und Bauern zu streng und ändern sich aus Sicht der Landwirt/innen auch zu häufig, vielen Konsument/innen hingegen geht die Tiergerechtheit nicht weit genug, zudem haben sie Zweifel an der Kontrolle.

Doch trotz mancher Unstimmigkeiten – fest steht, dass die artgemäße Nutztierhaltung ein zentrales Anliegen der Biolandwirtschaft ist. Bio-Tiere sollen ihre angeborenen Verhaltensweisen möglichst uneingeschränkt ausleben können. Sie bekommen eine ausgewogene Bio-Fütterung, ausreichend Bewegung, können Sozialkontakte zu Artgenossen pflegen und haben die Möglichkeit, ihr jeweiliges Komfortverhalten, also all jene Verhaltensweisen, die das körperliche Wohlbefinden fördern, auszuüben.
Diese Vorgaben spiegeln sich auch in den Bio-Lebensmitteln tierischen Ursprungs wieder. Wie für alle Lebensmittel, die mit dem EU-Biozeichen ausgezeichnet sind, gelten weltweit die gleich strengen Gesetze, die in regelmäßigen Abständen adaptiert und weiterentwickelt werden.
Das Regelwerk für die biologische Nutztierhaltung baut auf internationalen Erkenntnissen der Nutztierverhaltensforschung auf. Das Verhalten der Nutztiere ist ja schließlich in allen Ländern gleich und verändert sich auch nicht. Die Mindestvorgaben der EU-Bioverordnung orientieren sich jedenfalls am natürlichen Verhalten der einzelnen Nutztierarten, unterteilt in Nutzungsarten und Alter. Kühe haben andere Ansprüche als Mastschweine, Enten oder gar Fische und Bienen. Grob gesprochen müssen für jedes Nutztier fünf Freiheiten garantiert sein: Freiheit von Hunger und Durst, von haltungsbedingten Beschwerden, von Schmerz, Verletzungen und Krankheit, von Angst und Stress sowie die Freiheit zum Ausleben normaler Verhaltensweisen.

Zum Wohl – mit Tiergerechtheit zu Gesundheit und Glück
Nachdem man Tiere nicht einfach nach ihrem Wohlbefinden befragen kann, müssen die verschiedenen Aspekte der Tiergerechtheit auf der Basis von Indikatoren gemessen werden. Wir unterscheiden zwischen technischen, managementbezogenen und tierbezogenen Indikatoren. Letztere werden direkt am Tier erhoben und gemessen. Sie geben unmittelbar Auskunft über die Auswirkungen der Haltung, ihre Erhebung ist aber zeitaufwändig und braucht besonders gut geschultes Kontrollpersonal. Deshalb überwiegen in der praktischen Tierhaltungskontrolle vor allem leicht messbare oder mittels Aufzeichnungen verfolgbare Kennzahlen. In Österreich entwickelt und erfolgreich angewendet wurde der Tiergerechtheitsindex (TGI). Dieses ganzheitliche System vereint alle drei Indikatorenkategorien und vergibt Punkte. In den für das Wohlbefinden der Tiere wichtigsten Bereichen Bewegungsmöglichkeiten, Sozialkontakt, Bodenbeschaffenheit, Licht und Luft sowie Betreuungsqualität wird jeder Tierhaltungsbereich eines Bio-Betriebs auf Basis des Stallplanes genau vermessen, erhoben und Details erfragt. Der Index unterstellt, dass jedem Lebewesen gewissermaßen ein Gesamtbudget zur Verfügung steht und daher innerhalb bestimmter Grenzen belastende Situationen durch besonders gute, andere Bereiche kompensiert werden können. So ist es z. B. für Tiere, die 365 Tage im Jahr einen attraktiven Auslauf angeboten bekommen, nicht so wichtig, dass es im Stall sehr hell ist. Da sich der TGI in der EU nicht etablieren konnte, kommt er heute auch in Österreich nur mehr in Ausnahmefällen zur Anwendung.

Doch unabhängig davon welche Indikatoren zur Messung des Tierwohls verwendet werden – die umfangreichen Vorschriften, die sich am natürlichen Verhalten der Tiere orientieren, stellen die tiergerechte Haltung in der biologischen Landwirtschaft sicher. Natürlich gibt es auf Einzelbetrieben und in Teilbereichen Verbesserungsbedarf. Die biologische Landwirtschaft schafft es aber, beste Bedingungen für die Tiere und praktikable Lösungen für die Landwirt/innen aufeinander abzustimmen und konsequent an Optimierungen im Sinne einer artgemäßen Tierhaltung zu arbeiten. Mit diesem Wissen können wir Konsument/innen jedenfalls auf die tiergerechte Haltung von Bio-Schwein und Co vertrauen.

Die artgemäße Nutztierhaltung ist ein zentrales Anliegen der Biolandwirtschaft. Bio-Tiere sollen ihre angeborenen Verhaltensweisen möglichst uneingeschränkt ausleben können. Dazu gehört eine ausgewogene Bio-Fütterung ebenso wie ausreichend Bewegung, Sozialkontakte zu Artgenossen sowie die Möglichkeit ihr jeweiliges Komfortverhalten auszuüben.

Download „Das richtige Maß“

Quelle: EU Bio-Verordnung 834/2007 und 889/2008; www.gov.uk/government/groups/farm-animal-welfare-committee-fawc; www.welfarequalitynetwork.net/network; www.bartussek.at/veroeffentlichungen/511134991b0db8204/index.html

 


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