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Bio 3.0-Wissen No. 15: Manipulation am Acker – GV-Pflanzen

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GV-Pflanzen – Wir kennen das: Im Kühlschrank vergessene Tomaten, die trotz unbeabsichtigter, wochenlanger Lagerung nach ihrer Entdeckung noch immer knackfrisch – wenn auch geschmacklos – sind. Häufig wird dann von Skeptiker/innen der Verdacht geäußert, dass es sich dabei wohl um ein gentechnisch verändertes Produkt handeln müsse. Aber wäre es rein theoretisch möglich, dass wir ungewollt gentechnisch veränderte Lebensmittel in unseren Kühlschränken lagern?

Nun ja, die „Anti-Matsch-Tomate“ gibt es wirklich. Sie wurde von indischen Wissenschaftler/innen „erfunden“, indem sie ein Enzym gentechnisch veränderten, um die Tomate länger haltbar zu machen. Aufgrund fehlender Nachfrage ist sie aber längst wieder vom Markt verschwunden – in Europa gab es sie überhaupt nicht zu kaufen.

Die Anti-Matsch-Tomate ist also Geschichte, die Anbauflächen anderer gentechnisch veränderter Pflanzen wachsen hingegen stetig. Mitte der 1990er Jahre wurden in den USA die ersten gentechnisch veränderten (GV) Pflanzen ausgesät. Heute werden sie weltweit auf knapp 180 Millionen Hektar kultiviert. Die größten Anbauflächen liegen in den USA, Brasilien, Argentinien, Indien, Kanada und China. 2015 sind die GV-Flächen allerdings erstmals zurückgegangen und wenn man die 180 Millionen Hektar in Relation mit den weltweit etwa 4,9 Milliarden Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche setzt, dann macht die GV-Fläche nur rund 3,7 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus. Das erscheint nicht gerade viel – der Anteil der Biofläche beträgt weltweit allerdings nur 1 %.

Es sind vor allem vier Nutzpflanzen, die im großen Stil gentechnisch verändert werden: Soja, Mais, Baumwolle und Raps. Dabei hat besonders die Manipulation zweier Eigenschaften breite Anwendung gefunden: Die Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge (Insektenresistenz) und gegen bestimmte Pestizide (Herbizidtoleranz). Insektenresistente GV-Pflanzen sind mit dem Gen des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) ausgestattet und produzieren selbst ein Gift gegen Pflanzenschädlinge, das allerdings auch bei unterschiedlichsten Nützlingen seine Wirkung zeigt. Zahlreiche Schädlinge sind bereits gegen das Gift der Bt-Pflanzen resistent, zusätzliche Pestizide müssen eingesetzt werden. Herbizidresistente Pflanzen werden hingegen gentechnisch so verändert, dass ihnen bestimmte Pestizide nichts anhaben können. So vernichtet das Herbizid alle Pflanzen auf dem Acker bis auf die herbizidresistente Nutzpflanze. Die meisten der GV-Pflanzen, die derzeit angebaut werden, sind mit dieser Eigenschaft ausgestattet. Durch den hohen Einsatz der immer gleichen Spritzmittel leidet die Artenvielfalt und es entstehen immer mehr resistente Unkräuter.

Es wird auch versucht, mittels gentechnischer Verfahren z.B. die Inhaltsstoffe von Pflanzen zu verändern. Allerdings ist das sehr schwierig, weil zumeist sehr viele Gene für solche Änderungen manipuliert werden müssen. Mit der klassischen Züchtung sind solche Effekte einfacher und schneller zu erreichen.
Anders als bei der klassischen Züchtung werden in der Gentechnik einzelne Gene isoliert und über Artgrenzen hinweg in Empfängerorganismen eingebaut. Komplexe Zusammenhänge und die Tatsache, dass die Wirkung eines einzelnen Gens kaum vorhersehbar ist, werden dabei ignoriert.
Technologische Machbarkeit und mögliche ökonomische Vorteile stehen im Vordergrund. Langfristige Auswirkungen auf Mensch und Umwelt werden kaum berücksichtigt und können aufgrund fehlender Konzepte für eine langfristige Sicherheitsforschung auch nicht seriös bewertet werden. In zahlreichen Ländern – wie auch in Österreich – ist der Anbau von GV-Pflanzen laut nationalem Recht verboten. Darüber hinaus gibt es – vor allem in Europa, aber auch weltweit – immer mehr Regionen, die sich für das Recht auf eine gentechnikfreie Landwirtschaft einsetzen.

Aus Sicht der Biolandwirtschaft steht die Grüne Gentechnik grundsätzlich nicht im Einklang mit den Prinzipien der biologischen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Ein Miteinander von Biolandwirtschaft und Gentechnik ist daher ausgeschlossen und ein Nebeneinander auf lange Sicht zweifelhaft.

Als Grüne Gentechnik oder Agrogentechnik bezeichnet man die Anwendung gentechnischer Verfahren im Bereich der Landwirtschaft und des Lebensmittelsektors.

Der Biolandbau lehnt die Agrogentechnik entschieden ab und steht für eine Landwirtschaft, die, ohne jegliche Risiken für Mensch und Natur, auch zukünftigen Generationen eine lebenswerte Umwelt und stabile Erträge sichert.

Download „Manipulation am Acker“

Quelle: Friends of the Earth International (2014): Who Benefits from GM Crops? An Industry Built on Myths; IAASTD (Hrsg.) (2009): Agriculture at a Crossroads. Global Report. Island Press; www.umweltbundesamt.at; www.keine-gentechnik.de; www.transgen.de; www.fao.org/faostat

 


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