
Bio 3.0-Wissen No. 07: Biologische Landwirtschaft – Was ist Bio?
Best Practice Landwirtschaft / Was ist Bio:
Was ist Bio? Biologische Landwirtschaft. Die Bio-Szene wächst und gedeiht. Wir kaufen gerne und regelmäßig Bio-Produkte – oder behaupten es zumindest. Tauchen allerdings Fragen auf und möchten wir mehr über Bio wissen, stehen wir recht schnell an. Warum ist das so? Und wieso ist es so schwierig, die Besonderheiten der biologischen Landwirtschaft auf den Punkt zu bringen?
Nun ja, das Wissen um die Vorzüge, Besonderheiten und Stärken der biologischen Landwirtschaft wird häufig eher unzureichend und nur eindimensional kommuniziert. Zudem spielt sicher die Tatsache eine Rolle, dass der Biolandbau wie die meisten Bereiche der modernen Gesellschaft wissensintensiv und sehr komplex ist. Denn „Bio“ steht ja nicht nur für eine bestimmte Art der Produktion, sondern bedeutet auch Wissenschaft, Technik und Praxis sowie Lebenseinstellung und Ernährungsstil. Alles also recht kompliziert, weshalb wir auch dann, wenn der Genuss biologischer Lebensmittel fester Bestandteil unseres Lebens ist, weiterhin auf der Suche nach qualifizierter Information und reflektiertem „Bio-Wissen“ sind. Aber stellen wir die Frage einmal ganz banal: „Was ist bio“?
Biologische Landwirtschaft – Prozesskontrolle und Kontrollprozesse
Bevor wir uns inhaltlich vertiefen, gilt es Grundsätzliches zu klären: Was Bio ist, was Bio kann und was Bio verspricht ist durch die EU-Verordnungen 834/2007 und 889/2008 genau definiert – Export und Import von Bio-Lebensmitteln regelt die Verordnung 1235/2008. Die Richtlinien sind detailliert und umfangreich, alle Lebensmittel, die in der EU als Bio ausgelobt auf den Markt kommen, unterliegen den gleichen, strengen Vorgaben. Die Einhaltung aller Vorschriften, die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erstellt wurden, wird mindestens einmal jährlich von staatlich anerkannten Kontrollstellen überprüft. Dem Kontrollverfahren werden alle Betriebe unterzogen, die pflanzliche oder tierische Produkte erzeugen, aufbereiten oder importieren und diese mit dem „Bio“-Hinweis vermarkten. Grundlage dieser Prozesskontrolle sind die Transparenz der internen Abläufe und umfangreiche Aufzeichnungen durch die Unternehmen. Es werden bei den Kontrollen nicht nur die Ackerflächen, Tiere, Lagerstätten und die Herstellungs- und Verkaufsräume begutachtet, sondern auch die verwendeten Betriebsmittel wie Futtermittel, Saatgut, Zusatzstoffe usw. auf ihre Zulässigkeit geprüft. Umfassende Dokumenten- und Warenflusskontrolle sowie Probenahmen und Rückstandsanalysen inklusive. Das Bio-Kontrollsystem ist damit eines der dichtesten und wirksamsten im Agrar-, Futter- und Lebensmittelbereich. Verstöße werden – je nach Schwere des Vergehens – geahndet. Die Sanktionen reichen von einer einfachen Verwarnung bis zur Rückzahlung der erhaltenen Bio-Förderungen (bis zu fünf Jahre rückwirkend) und Aberkennung des Bio-Status. Auch die Kennzeichnung ist klar geregelt: Auf jedem Biolebensmittel müssen auf der Verpackung auf jeden Fall der Hinweis „aus biologischer Landwirtschaft“, die Codenummer der Bio-Kontrollstelle und das EU-Bio-Logo angeführt sein.
Diese gesetzlichen Vorgaben sichern sozusagen den Kern der biologischen Landwirtschaft. Im Detail sprechen zahlreiche weitere Argumente für Bio-Lebensmittel. Wie schon in vielen anderen Untersuchungen zuvor, kamen auch ganz aktuell Wissenschaftler/innen in einer Analyse zahlreicher internationaler Studien zu dem Ergebnis, dass der biologische Landbau nachhaltiger und trotz häufig geringerer Erträge insgesamt rentabler und umweltfreundlicher ist als die intensive Landwirtschaft. In Hinsicht auf die globale Herausforderung, die Sicherung unserer Ernährung und den Erhalt unserer Umwelt langfristig zu gewährleisten, wird der Biolandbau mit seiner Nachhaltigkeitsleistung von zunehmender Bedeutung sein.
Aber abgesehen davon, um das Gesamtkonzept Bio in seiner ganzen Vielfalt darzustellen und zu verstehen, reicht es nicht, einzelne Leistungen wie Klimaschutz oder artgemäße Tierhaltung herauszustreichen. Die biologische Landwirtschaft kann man nur ganzheitlich und umfassend verstehen. Ihren eigentlichen Mehrwert können wir erst im funktionierenden System erkennen – nach dem Motto: Das Ganze ist mehr als nur die Summe seiner Teile.
Was Bio ist, was Bio kann und was Bio verspricht ist durch die EU-Verordnungen 834/2007 und 889/2008 genau definiert. Alle Lebensmittel, die in der EU als Bio ausgelobt auf den Markt kommen, unterliegen den gleichen, strengen Vorgaben.
Bio ist ein Gesamtkonzept. Die Vorzüge, Besonderheiten und Stärken der biologischen Landwirtschaft können nur im funktionierenden System ganzheitlich und umfassend verstanden werden.
Quelle: EU Bio-Verordnung 834/2007 und 889/2008; Reganold, J., Wachter, J. (2016): Organic agriculture in the twenty-first century. Nature Plants, Vol 2; Niggli et al. (2015): Mit Bio zu einer modernen nachhaltigen Landwirtschaft. Ein Diskussionsbeitrag zum Öko- oder Biolandbau 3.0
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