
Bio 3.0-Wissen No. 50: Ein neues Bild für Bio – Emergenz
Kommunikation
Emergenz – Gerade in der biologischen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion haben Konsument/innen schon immer eine wesentliche Rolle gespielt und damit zu einer innovativen Entwicklung des Biolandbaus beigetragen.
Um weiterhin darauf bauen zu können, bedeutet das für die Kommunikation von Bio 3.0 Bilder zu schaffen, die das Verständnis für die biologische Praxis fördern, das Vertrauen in Bio stärken und die dazu beitragen, das Wissen über die Vorzüge der Bio-Landwirtschaft auch in unserem Konsumalltag zu etablieren.
Neben dem Informationsdefizit breiter Konsument/innenschichten in Sachen Bio auf der einen Seite, versucht man auf der anderen Seite, interessierten Konsument/innen durch Detailinformationen noch mehr Sicherheit zu geben. Dies führt aber nicht selten zu einer Überforderung, da detaillierte Informationen oft nicht entsprechend zu- und eingeordnet werden können.
Welche neuen, großen Bilder braucht es also für Bio 3.0, um das Gesamtkonzept Bio verständlich zu machen und die biologische Landwirtschaft aus der Nische zu bekommen? Welche Bilder sind es, die Bio-Akteur/innen und Konsument/innen verbinden?
Der Einflussbereich und die Lösungsansätze der Biolandwirtschaft sind weit gefasst und reichen von nachhaltiger Produktion über Ernährung(ssicherung) bis hin zu Klimaschutz und Ressourcenschonung. Es gilt all diese komplexen Inhalte, Vorzüge, Besonderheit(en) und Stärken der biologischen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion durch neue, einfache Bilder leicht verständlich und einprägsam darzustellen bzw. greifbar zu machen.
Ein Bild sagt mehr …
Wenn wir unsere Einkaufswägen durch die Gänge der Supermärkte steuern, begleiten uns in der Regel sehr viele Geschichten zu den einzelnen Produkten, die in uns abgespeichert sind. Zum Beispiel Erinnerungen an den Bauernhof der Großeltern oder idyllische und romantische Bilder aus der Werbung. Diese Geschichten und Assoziationen rufen wir uns in Erinnerung, meist unbewusst, wenn uns ein konkretes Produkt ins Auge sticht. Wir alle haben also unterschiedliche Bilder vor unserem inneren Auge, die unsere Kaufentscheidung beeinflussen.
Doch die Vorstellungen vom idyllischen Bauernhof oder vom gesunden Lebensmittel sind vielfach falsch und greifen auch in Bezug auf Bio-Lebensmittel zu kurz. Denn Bio war und ist immer eine Gesamtsystemleistung. Das neue Bild von Bio sollte daher für einen Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft stehen, der die biologische Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion in all ihren Facetten und globalen Leistungen für Umwelt, Welternährung, Gesellschaft usw. darstellt.
Anders gesagt: Wenn wir versuchen die Vorzüge der biologischen Landwirtschaft anhand einzelner Aspekte wie artgemäße Tierhaltung, Schutz der Artenvielfalt, Gentechnikfreiheit oder Sicherung der Bodenfruchtbarkeit abzubilden, wird man niemals der Wirkkraft des Systems Bio gerecht. Wissenschaftlich ausgedrückt heißt das: Es fehlt uns in der Verständigung über Bio schlicht ein Bild für seine Emergenz. Darunter versteht man das Herausbilden neuer Eigenschaften eines Systems, die seine einzelnen Elemente nicht aufweisen, die also erst durch das Zusammenspiel der einzelnen Elemente entstehen. Für Bio bedeutet dies, dass es nicht ausreicht die einzelnen Qualitäten von artgemäßer Tierhaltung, Verzicht auf Pestizide bis hin zum Klimaschutz herauszustreichen. Bio überzeugt vor allem als Gesamtkonzept.
Das Zeichnen des Bildes, das diese systemischen Zusammenhänge und die damit verbundenen Vorzüge von Biolebensmitteln für eine möglichst breite Bevölkerungsschicht noch leichter zugänglich und greifbar macht, gehört daher zu einer der großen Herausforderungen von Bio 3.0.
Download „Ein neues Bild für Bio“
Quelle: Greger, L. (2016): System(at)isch zu mehr Bio. Projektbericht; Niggli, U. (2015): Mit Bio zu einer modernen nachhaltigen Landwirtschaft. Ein Diskussionsbeitrag zum Öko- oder Biolandbau 3.0; Niggli, Urs (2015). Hintergrunddokument zum Diskussionspapier „Wege zu mehr Bio in Europa und weltweit!
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