Ernährungssouveränität Gemeinsam statt einsam, Bio 3.0, #biodreinull, Wissensvisualisierung, FiBL, dform, SCR

Bio 3.0-Wissen No. 47: Gemeinsam statt einsam – Ernährungssouveränität

Partizipation

Ernährungssouveränität. Eine vermeintlich große Vielfalt, billige Produkte und das jederzeit verfügbare Angebot aus aller Welt – für viele Konsument/innen ausreichende Kriterien für einen zufriedenstellenden Einkauf.

Partizipation Teilhabe Solidar-Landwirtschaft Bio-Landwirtschaft WissensvisualisierungDoch immer mehr Menschen hinterfragen die Produktionsbedingungen unserer Nahrungsmittel und denken über die ökologischen und sozialen Auswirkungen unserer Ernährungsweise nach. Zahlreiche Konsument/innen greifen daher zu Bio-Lebensmitteln und Produkten aus fairem Handel.

Supermärkte und Diskonter haben mit ihrem breiten Bio-Produktsortiment gerade in Österreich zu einer Ausweitung des Biolandbaus beigetragen. Viele Menschen wollen aber nicht nur Bio einkaufen, sondern einen Schritt weiter gehen und sich auch persönlich einbringen und engagieren.
Dieses persönliche Engagement der Konsument/innen hat in der biologischen Landwirtschaft eine sehr lange Geschichte. Beginnend mit der Pionierphase des Biolandbaus war und ist das Zusammenspiel von Konsument/innen und Produzent/innen schon immer eine wesentliche Voraussetzung für die innovative Entwicklung der biologischen Landwirtschaft.
Heute nennt man das Partizipation, also Beteiligung oder Mitbestimmung. Diese basiert immer auf einem partnerschaftlichen Verhältnis und dem Wunsch, positive Auswirkungen auf die Gemeinschaft bzw. die eigene Persönlichkeit zu erzielen. Diese Verbindung von Eigeninitiative und sozialer Verantwortung eröffnet kreative und gemeinschaftliche Lösungen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.

Kooperatives Essen
Auch für Bio-Konsument/innen kann die Partizipation sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen:
In Foodcoops schließen sich beispielsweise Konsumentinnen zusammen, um selbstorganisiert ökologisch und sozial nachhaltig produzierte Lebensmittel direkt von regionalen Produzent/innen zu beziehen. Die Intention sich einer Foodcoop anzuschließen ist unterschiedlich, ökologisch und sozial nachhaltige Produktion, faire Preise für Produzent/innen und Konsument/innen, transparente Vertriebswege, möglichst kurze Transportwege, Reduzierung von Verpackungsmaterial, direkter Kontakt zu den Produzent/innen und persönlicher Bezug zu den konsumierten Lebensmitteln zählen aber zu den Grundprinzipien, die alle Foodcoops miteinander verbindet. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist der Beteiligungscharakter und das daraus resultierende Mitbestimmungsrecht an den bestellten Produkten.

Aktiv werden auch immer mehr Urban Gardener und kultivieren Gemüse, Obst und Kräuter. Eigenes Gemüse zu ernten und zu genießen spielt dabei ebenso eine Rolle, wie der partizipative und gemeinschaftsorientierte Ansatz. Die urbanen Gartenaktivitäten erhöhen die Biodiversität und die Lebensqualität in der Stadt, tragen weltweit zur Ernährungssicherung und Ernährungssouveränität bei und eröffnen ungeahnte Perspektiven auf den Lebensraum Stadt. Sie stiften Gemeinsamkeit und schaffen Netzwerke. Der Garten wird zu einem Ort der Begegnung, wo sowohl Wissen und Erfahrungen geteilt als auch Früch¬te und Jungpflanzen getauscht werden.

Auch die CSA (Community Supported Agriculture) oder „solidarische Landwirtschaft“ bietet eine partizipative Form der Lebensmittelversorgung. Dafür bilden Konsument/innen mit Landwirt/innen eine Partnerschaft. Die Basis dieser Beziehung ist die gegenseitige Vereinbarung: der Hof ernährt die Menschen und alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte. Ziel ist es, den Landwirt/innen ein zufriedenstellendes Einkommen und den Konsument/innen eine qualitativ hochwertige Lebensmittelversorgung zu garantieren und damit einen Beitrag zur Ernährungssouveränität zu leisten. Das Konzept der CSA hat viel mit Wertschätzung zu tun – nicht nur den beteiligten Menschen, sondern auch den produzierten Lebensmitteln gegenüber. Und natürlich auch mit Kommunikation. Konsument/innen werden dadurch aktive Mitglieder einer Gemeinschaft, sie kennen die Produzent/innen, wissen woher die Nahrungsmittel kommen und wie sie produziert wurden. Der persönliche Bezug macht die gegenseitige Verantwortung bewusst und schafft Vertrauen. CSA ist daher eine von vielen innovativen Strategien für eine lebendige, vielfältige und verantwortungsvolle Landwirtschaft, die zeigt, dass Lebensmittel nicht nur einen Preis, sondern vor allem auch einen Wert haben.

Was auch immer die Beweggründe sind, aktiv zu werden und Alternativen zur globalisierten Lebensmittelproduktion zu suchen: Es geht darum, unsere Ernährungssouveränität zu stärken und wieder zu lernen, dass das Konsumieren von Lebensmitteln nichts Passives sein muss, sondern immer eine aktive Entscheidung jedes Einzelnen ist – ob in einer Foodcoop oder beim Einkauf im Supermarkt ….

Partizipation Teilhabe Solidar-Landwirtschaft Bio-Landwirtschaft WissensvisualisierungIn der biologischen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion haben Konsument/innen schon immer eine wesentliche Rolle gespielt und damit zu einer innovativen Entwicklung des Biolandbaus beigetragen.
Die Vernetzung und der direkte Kontakt zwischen Konsument/innen und Produzent/innen schaffen Vertrauen und sorgen für ein solidarisches Miteinander sowie für die Bereitschaft, für hochwertige Lebensmittel faire Preise zu bezahlen.

Download „Gemeinsam statt einsam“

Quelle: Müller,C. (Hrsg.) (2011): Urban Gardening. Die Rückkehr der Gärten in die Stadt. Oekom Verlag; www.foodcoops.at; www.solidarische-landwirtschaft.org; www.weltagrarbericht.de


Teilen Sie diesen Beitrag!

Facebooktwittermail