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Bio 3.0-Wissen No. 46: Äußerst erfinderisch – Soziale Innovation

Innovation

Innovation. Die Geschichte des Biolandbaus ist geprägt vom Pioniergeist einzelner Biobäuerinnen und Biobauern.
Das kreative Potenzial und die „Kultur des Ausprobierens“ stecken nach wie vor in der biologischen Landwirtschaft.

Innovationskultur Schlüsseltechnologie Sorgfaltsprinzip Bio-Landwirtschaft WissensvisualisierungIm umfassenden Innovationsverständnis der Biolandwirtschaft werden seit jeher technische bzw. technologische Innovationen entwickelt und mit ökologischem und traditionellem Wissen kombiniert. Ohne den Erfahrungen der Landwirt/innen wären viele Innovationen gar nicht möglich gewesen. Und dieses Erfahrungswissen ist auch heute noch die Voraussetzung dafür, dass neue Techniken erfolgreich umgesetzt werden können.

Biobäuerinnen und Biobauern waren und sind mit speziellen Problemen und Schwierigkeiten konfrontiert, die angepasste Lösungen erfordern: So müssen aufgrund des Verzichts auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel effiziente mechanische und biologische Techniken entwickelt werden, um Beikräuter oder Schädlinge in Schach zu halten. Und um dem Anspruch einer artgemäßen Bio-Tierhaltung auch praktisch gerecht zu werden, gilt es, entsprechende Haltungssysteme zu konzipieren. Interdisziplinäre Ansätze, biologischer Pflanzenschutz, Tierwohl, Steigerung der Ressourcen-Nutzungseffizienz, Minimierung der Umweltauswirkungen, Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität sind nur einige der Bereiche in denen Biobäuerinnen und Biobauern für innovative Umsetzungen verantwortlich sind.
Kompetenz, Wissen, ein hohes Maß an Pioniergeist und Autonomie, Kreativität und innovative Ideen der Bauern und Bäuerinnen waren und sind also nach wie vor ausschlaggebend für die Erfolgsgeschichte und die Weiterentwicklung der biologischen Landwirtschaft. Doch wie weit dürfen Innovationen im Biolandbau gehen?

Die IFOAM, der Weltdachverband der biologischen Landbaubewegungen, fordert eine umfassende Innovationskultur und hat dabei immer das Prinzip der Sorgfalt im Blick, wonach die biologische Landwirtschaft in vorsorgender und verantwortungsvoller Weise betrieben werden muss. Bei der Technik- bzw. Technologiewahl haben die möglichen Folgen auf Tierwohl, Umwelt, Qualität der Lebensmittel und auch die sozioökonomischen Auswirkungen daher oberste Priorität.

Soziale Innovation
Bei der Frage über die Art der Innovation, die der Biolandbau in Zukunft anstreben soll, spielt auch die partizipative Art des Fortschrittes eine große Rolle. Die Basis bildet dabei die soziale Innovation.
Sie setzt die Interaktion von Menschen voraus, bezieht alle Akteure aktiv ein und hat das Wohl der Gesellschaft zum Ziel. Im Sinne dieser Definition kann der Biolandbau als Gesamtes als soziale Innovation bezeichnet werden – und er war es schon in seinen Anfängen, als eine Gruppe von Bäuerinnen und Bauern, Händler/innen und Konsument/innen gemeinsam eine grundsätzlich andere Lösung für die Ernährung und Landbewirtschaftung suchten.
Dementsprechend wird auch bei der Weiterentwicklung der biologischen Landwirtschaft dem Aspekt der sozialen Innovation ein großer Stellenwert eingeräumt werden, als wichtige Basis und Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung von ökologischen und technischen bzw. technologischen Innovationen. Doch so umfassend das Innovationspotential der Bio-Akteur/innen aus Wissenschaft und Praxis auch ist – politische und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind ebenso eine wesentliche Voraussetzung, um Innovationen und Forschung in der biologischen Landwirtschaft zu unterstützen bzw. zu ermöglichen.

Innovationsbereitschaft, Erfindergeist, Forschungsfreiheit und angemessenes Risikomanagement bilden eine wesentliche gesellschaftliche Basis für eine zukunftsfähige, nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. In den Diskussionen rund um Bio 3.0 wird daher auf eine „Kultur der Innovation“ ein besonderes Augenmerk gelegt: technische, ökologische und soziale Innovationen sollen noch stärker forciert und auch weiterhin mit traditionellem Wissen kombiniert werden, mögliche Risiken und Potentiale werden dabei kritisch und sorgfältig überprüft. Die IFOAM hat zu diesem Zweck ein Innovationskomitee gegründet, um neue Technologien auf ihre Kompatibilität mit den Bioprinzipien zu prüfen, mögliche Risiken abzuschätzen und Empfehlungen in der Umsetzung auszusprechen und damit eine verantwortungsvolle Nutzung von Forschungsfortschritt sicherzustellen.

Innovationskultur Schlüsseltechnologie Sorgfaltsprinzip Bio-Landwirtschaft WissensvisualisierungDie biologische Landwirtschaft ist sozial, ökologisch und technologisch innovativ. Sie hat mit ihrem Systemansatz zusammen mit dem Erfahrungswissen der Bäuerinnen und Bauern, einer inter- und transdisziplinären Forschung und dem Konzept der Nachhaltigkeit für alle Aspekte der landwirtschaftlichen Praxis wichtige Neuerungen gebracht.

Download „Äußerst erfinderisch“

Quelle: Willer, H. (2017): Fördern, aufspüren, anwenden. Ökologie & Landbau 02/2017; Niggli, U. et al. (2015): Mit Bio zu einer modernen und nachhaltigen Landwirtschaft. Ein Diskussionsbeitrag zum Öko- oder Biolandbau 3.0; Niggli, U. (2015): Kontroverse erwünscht! Ökologie & Landbau 02/2015; IFÖL (2008): Biologisch, innovativ, originell – Bäuerliche Innovationen im Biolandbau. Poster


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