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Bio 3.0-Wissen No. 45: Biologische Arbeitsplätze

Fairness / Arbeit

Biologische Arbeitsplätze. Egal ob aus ökologischer, ökonomischer oder gesellschaftlicher Sicht – die Herausforderungen für die landwirtschaftlichen Betriebe werden immer komplexer. Denn als Landwirt/in ist man nicht nur für die Arbeit am Hof verantwortlich, sondern muss auch verschiedensten gesellschaftlichen Erwartungen gerecht werden.

Kreislaufprinzip Arbeitsplätze Bio-Landwirtschaft Boden Pflanze Tier Mensch WissensvisualisierungWachsender ökonomischer Druck, die hohe Arbeitsbelastung oder persönliche Gründe sind nur einige der zahllosen Faktoren, die dazu geführt haben, dass seit den 1950er Jahren in der Landwirtschaft Millionen von Arbeitsplätzen verloren gegangen sind. Immer weniger Landwirt/innen bewirtschaften immer größere Flächen, sinkende Erzeugerpreise, steigende Betriebsmittelausgaben und fehlende Hofnachfolge führen dazu, dass immer mehr Betriebe aufgegeben werden.

Auch die Biolandwirtschaft hat mit diesem Strukturwandel zu kämpfen, doch zeigen Umfragen, dass die Umstellung auf biologischen Landbau bestehenden Höfen neue Perspektiven bieten und Arbeitsplätze sichern kann. Dies gilt vor allem für arbeitsintensive Betriebszweige wie den biologischen Gartenbau oder die Direktvermarktung. Aber auch ganz grundsätzlich zeigt sich – egal, ob auf landwirtschaftlichen Betrieben, in Herstellung, Handel oder Beratung, die Anzahl der im Bio-Bereich Beschäftigten ist über die letzten Jahre nicht nur stabil, in manchen Bereichen wächst sie sogar. Es sind die vielseitigen Betriebsstrukturen, ein höherer Anteil an händischer und mechanischer Arbeit und neue Vermarktungswege, die zusätzliche und qualitativ hochwertige Arbeitsplätze garantieren.

Vielfach wirken sich Impulse aus der biologischen Landwirtschaft auch positiv auf die ländliche Entwicklung aus. Denn in seiner Vielfalt kann der Biolandbau einen wichtigen Betrag zur Erhöhung der Lebensqualität in ländlichen Räumen leisten sowie zur Diversifizierung, zur Stärkung regionaler Identität, zum Erhalt von Landschaften und lokalem Kulturerbe beitragen und als Bindeglied zum ländlichen Tourismus fungieren.

Arbeitsplatz und Lebensort
Der Hof ist aber nicht nur Arbeitsplatz, er ist auch Lebensort und dient somit auch der
Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung. Doch auch wenn der bürokratische Aufwand wächst und sich auch Biobäuerinnen und Biobauern mit dem zunehmenden Einfluss und den wachsenden Anforderungen von Politik, Gesellschaft und Konsument/innen auseinandersetzten müssen, zeigen Untersuchungen, dass der biologische Landbau zur Steigerung der Zufriedenheit der Landwirt/innen, ihrer Familien und ihrer Mitarbeiter/innen beiträgt. Abwechslungsreiche Aufgaben und eine hohe Identifikation mit der eigenen Arbeit sorgen so für zufriedene Biobäuerinnen und Biobauern.
Trotz dieser positiven Bestandsaufnahme sind sich Vertreter/innen der Biolandwirtschaft bewusst, dass es wichtig ist, in Zukunft den Fokus noch stärker auf die sozialen Aspekte in der biologischen Landwirtschaft zu legen, zu denen unter anderem der faire Umgang mit den Mitarbeiter/innen, Bezahlung, Lebensqualität und soziale Absicherung gehören.

Erfreulicherweise zieht die biologische Landwirtschaft auch junge, gebildete und innovative Menschen an, die auf der Suche nach einer anspruchsvollen und vielseitigen Aufgabe sind. Gerade diese Biobäuerinnen und Biobauern verfügen über ein breites und vielfältiges Fachwissen und beteiligen sich vielfach sehr aktiv an der Wissensvermittlung und an der Pflege von Netzwerken.

Da es heute nicht mehr selbstverständlich ist, dass die Kinder den Hof der Eltern übernehmen, gleichzeitig aber zahlreiche Quereinsteiger/innen auf der Suche nach einem landwirtschaftlichen Betrieb sind, den sie bewirtschaften wollen, gibt es Bestrebungen und Projekte, die „außerfamiliäre Hofübergabe“ sowie die Gründung von Hofgemeinschaften zu erleichtern. Dies soll dazu beitragen den Weiterbestand und die nachhaltige Bewirtschaftung bestehender Höfe ebenso wie die Belebung des ländlichen Raumes zu erleichtern und zu sichern. Egal ob sie aus der Landwirtschaft kommen oder Quereinsteiger/innen sind: zahlreiche junge und engagierte Biobäuerinnen und Biobauern wirken engagiert und motiviert dem Trend der „Landflucht“ und des „Bauernsterbens“ entschlossen entgegen.

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Die Biobranche stellt hohe Ansprüche an sich selbst und erfüllt strenge Kriterien der Nachhaltigkeit. Als wesentlicher Teilaspekt sollte die soziale Nachhaltigkeit in Zukunft noch stärker berücksichtigt werden. So wird sichergestellt, dass die biologische Landwirtschaft nicht nur für gesunden Boden, gesunde Pflanzen und gesunde Tiere sorgt, sondern auch für zufriedene Menschen.

Download „Biologische Arbeitsplätze“

Quelle: Rahmann, G. (2011): Mehr Selbstbestimmung in allen Lebensphasen. Leben und arbeiten auf Biohöfen. Ökologie & Landbau 3/2011; Niggli, U. et al. (2009): Forschungsvision 2025 für die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft. Bio-Wissen für die Zukunft. TPorganics; Schäfer, M. (Hrsg.) (2007): Zukunftsfähiger Wohlstand – der Beitrag der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft zu Lebensqualität und nachhaltiger Entwicklung, Marburg, Metropolis Verlag; Soil Association (2006): Organic works. Providing more jobs through
organic farming and local food supply; www.bioland.de; www.viacampesina.at


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